Böniger Gleitschirmprofi lehrt das Speedflying«Ähnlich – aber eben doch völlig anders»
Beni Kälin gilt als einer der erfahrensten Gleitschirm-Fluglehrer des Landes. Jetzt weitet er sein Ausbildungsangebot auf das Speedriding und -flying aus.

«Eigentlich kann es nur gefährlich werden, wenn der Übermut überhandnimmt und man sich nicht schrittweise an die Geschwindigkeit und ans Gelände herantastet»: Nach 15 Jahren macht sich der erfahrene Gleitschirm-Fluglehrer Bernhard «Beni» Kälin selbstständig, indem er eine bisherige Marktlücke erschliesst: Er führt brevetierte Gleitschirmpiloten in die Geheimnisse des Speedflying und -riding ein.
«Kann zu Übermut führen»
Speedriding – das ist im Grunde genommen Gleitschirmfliegen mit einem weniger als halb so grossen Gleitschirm in Tempobereichen zwischen 50 und 120 Stundenkilometern, mit Start auf den Skis. Beim Speedflying indes wird zu Fuss gestartet. «Und diese Speedflying-Ausbildung bietet bis heute keine Flugschule an», sagt Beni Kälin, der das ab jetzt ändern will. «Und wenn dann das Corona bedingte Flugverbot für Biplace-Flüge mal aufgehoben wird, werde ich auch Tandem-Speedflying anbieten.»
Meist wird diese anspruchsvolle Sportart in Bodennähe ausgeübt, entlang 20 bis 30 Grad steiler Bergflanken. «Gleitschirmpiloten, die erstmals mit einem derart kleinen Schirm fliegen, stellen rasch fest, dass dies erstaunlich einfach ist, dass man weniger Spielball der Elemente ist und um einiges präziser steuern kann als beim normalen Gleitschirmfliegen», sagt Beni Kälin. «Aber genau diese Erkenntnis kann auch zu Übermut führen. Aus diesem Grund sind zum Speedflying nur Piloten geeignet, die ihre persönlichen Grenzen sehr gut kennen und charakterfest sind. Leute, die sich jederzeit voll bewusst sind, dass sie in Bodennähe unterwegs sind, was anspruchsvoller ist als beim Gleitschirmfliegen, wo man sich die meiste Zeit in grossen Höhen befindet.»

«Die Erkenntnis kann auch zu Übermut führen.»
Kälin vergleicht den Unterschied zwischen Gleitschirmfliegen und Speedflying mit dem Rennvelofahren und Downhill-Biken: «Es ist ähnlich, aber eben doch völlig anders.» Auch vergleicht Kälin das Speedflying gerne mit dem Motorradfahren: «Es ist einfach, schnell zu fahren. Aber man darf sich nicht überschätzen, sonst sind die Konsequenzen gross. Deshalb muss man beim Speedflying in der Komfortzone fliegen und nicht an seine Grenzen stossen.»
In drei Wochen zum Gleitschirmbrevet
Aus der Sicht von Beni Kälin ist es vor allem der Temporausch, der ein gewisses Suchtpotenzial enthält. «Der Sport ist vor allem aber sozial ausgesprochen wertvoll, denn selten ist ein Speedflyer-Pilot allein unterwegs. Wenn du dann an einem guten Tag bis zehnmal zusammen einen Berg hinunterfliegen kannst, erlebst du sehr wertvolle und intensive gemeinsame Momente.»

Der 34-jährige Böniger gründete im letzten Herbst seine Einzelfirma speedflyingschool.com. «In dieser Zeit haben 30 Schüler bei mir in einem vier oder sieben Tage dauernden Intensivkurs das Brevet zum Speedflying und -riding erworben. Das tönt nicht nach viel, entspricht aber ungefähr der Hälfte der in dieser Zeit neu brevetierten Speedflying-Piloten in der Schweiz.» Auf Infrastruktur wie eine Basis, ein Verkaufslokal oder Lager verzichtet er absichtlich. «Mein Geschäftsmodell ist so simpel wie das Speedflying und Gleitschirmfliegen selber auch, mit möglichst wenig Verbindlichkeiten und Fixkosten.» Die viertägige Ausbildung zum Speedriding-Brevet kostet knapp 900 Franken.
Ganz vom Ausbildner-Dasein fürs Gleitschirmfliegen verabschieden tut sich Kälin natürlich nicht. Gerade in diesen Tagen nach Ostern führt er mit angehenden Gleitschirmpiloten einen täglichen Intensivbrevetkurs durch: «So erlangen die Schüler viel schneller, mit mehr Vertrauen und weniger Angst in der Luft in drei Wochen die Prüfungsreife.»


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