Ägyptens Regierung nach Gewalt unter Druck
71 Toten und 1000 Verletzten ist die Führung des Landes unter grossem Druck. Abgeordnete verlangten die Entlassung der Regierung. Auch der
Als Reaktion auf die möglicherweise politisch motivierten Krawalle in Ägypten müssen mehrere Verantwortliche den Hut nehmen, darunter der Gouverneur und der Chef der Sicherheitskräfte von Port Said. Auch die gesamte Führung des nationalen Fussballverbands wird entlassen. Tausende protestieren gestern Abend in Kairo gegen den Militärrat. Die Polizei setzte Tränengas ein. Die Anhänger des Kairoer Fussballclubs al-Ahli machten den Chef des Militärrats, Hussein Tantawi, für die blutigen Krawalle am Mittwochabend in Port Said verantwortlich. «Dies war kein Sportunglück, dies war ein Militärmassaker!», riefen die Demonstranten, als sie vom Sitz des Fussballclubs zum zentralen Tahrir-Platz marschierten. Proteste und wieder Verletzte Als die Demonstranten weiter zum Innenministerium vordringen wollten, setzte die Polizei Tränengas ein. Einige Demonstranten zogen Barrikaden aus Stacheldraht von der Strasse und schleuderten Steine gegen die Sicherheitskräfte. Über 400 Menschen wurden verletzt. Beim Spiel zwischen den Mannschaften von al-Masri aus Port Said und al-Ahli aus Kairo waren am Mittwochabend unmittelbar nach dem Abpfiff angebliche Fussballfans von al-Masri auf das Spielfeld gestürmt. Sie hatten Spieler und Anhänger der gegnerischen Mannschaft mit Flaschen und Steinen beworfen. Fernseh-Bilder zeigten Fans in Panik und Sicherheitskräfte, die dem Sturm aufs Spielfeld nichts entgegensetzten. Im Internet waren Fotos von blutüberströmten Spielern zu sehen. Nach Angaben von Innenminister Mohammed Ibrahim wurden die meisten der Opfer erdrückt. Rettungskräfte sagten, einige der Getöteten hätten Stichwunden gehabt, andere schwere Kopfverletzungen. Der Weltfussballverband FIFA verlangte von Kairo einen vollständigen Bericht zu den Krawallen. Die bei der Parlamentswahl siegreichen islamistischen Muslimbrüder sprachen von «geplanten» Ausschreitungen. Sie seien eine «Botschaft der Anhänger des alten Regimes» des gestürzten Staatschefs Hosni Mubarak, sagte der Abgeordnete Essam al-Erian von der Partei der Muslimbrüder, Freiheit und Gerechtigkeit. Anhänger des al-Ahli-Fanclubs «Ultras» hatten sich an den Protesten gegen Mubarak beteiligt und nach dessen Sturz immer wieder an Anti-Polizei-Demonstrationen teilgenommen. Der Parlamentspräsident Saad al-Katatni, ein Muslimbruder, sagte, die «ägyptische Revolution» sei «in grosser Gefahr». Abgeordnete forderten die Entlassung der Regierung und erklärten, der Oberste Militärrat trage die gesamte Verantwortung für die Gewalt. Die Bewegung des 6. April, die mit ihren Massenprotesten vor einem Jahr den Sturz Mubaraks herbeigeführt hatte, erklärte, die Generäle verursachten das Chaos, um die Ägypter davon zu überzeugen, das Land sei ohne den Militärrat nicht zu regieren. Dreitägige Staatstrauer Der Vorsitzende des Militärrats, Tantawi, versicherte, die Sicherheitslage in Ägypten sei «gut». Nach den Krawallen in Port Said wurden 47 Menschen festgenommen. Der Militärrat rief eine dreitägige Staatstrauer aus. Durch den Zwischenfall würden die Pläne einer Machtübergabe an eine zivile Regierung nicht verzögert, beteuerte Tantawi. Die amtierende Militärregierung hatte angekündigt, sich bis Ende Juni – nach der Präsidentenwahl – wieder von der Macht zu verabschieden.sda>
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