Ägypten will Truppen an israelische Grenze schicken
Es ist der erste schwere Zwischenfall seit dem Sturz von Israels Verbündetem Mubarak: Nach dem Tod von ägyptischen Soldaten bei israelischen Angriffen auf den Gazastreifen erhöht Ägypten den diplomatischen Druck.

Der Tod von ägyptischen Grenzpolizisten hat zur schwersten diplomatischen Krise Israels mit dem Nachbarland seit dem Sturz von Machthaber Hosni Mubarak geführt. Die Übergangsregierung in Kairo zog in der Nacht auf heute aus Protest seinen Botschafter aus Israel ab. Die Arabische Liga berief für morgen wegen der jüngsten israelischen Angriffe auf den Gazastreifen eine Krisensitzung ein.
Ägyptischen Staatsmedien zufolge forderte die Übergangsregierung in Kairo Israel zu einer Entschuldigung auf. Erst dann solle der ägyptische Botschafter zurückkehren. Ausserdem sei der israelische Botschafter in Kairo einbestellt worden. Seit Ägypten 1979 als erstes arabisches Land Frieden mit Israel schloss, hatte Kairo bislang nur einmal seinen Botschafter zurückbeordert: im November 2000, um gegen das Vorgehen der israelischen Armee gegen Palästinenser während der Zweiten Intifada zu protestieren. Der langjährige Machthaber Mubarak war ein wichtiger Verbündeter Israels, seit dessen Sturz Mitte Februar ist die Zukunft der Beziehungen zwischen beiden Ländern offen.
Widersprüchliche Meldungen
Die Todesumstände der fünf ägyptischen Grenzpolizisten waren allerdings unklar. Die ägyptische Nachrichtenagentur MENA hatte gemeldet, dass die Polizisten am Donnerstag durch die Rakete eines israelischen Hubschraubers getötet worden seien. Der Angriff habe eigentlich einer Gruppe Bewaffneter gegolten, die versucht habe, über die Grenze nach Ägypten zu fliehen. Dabei soll es sich um radikale Palästinenser gehandelt haben, die in die Anschläge nahe dem südisraelischen Badeort Eilat verwickelt gewesen sein sollen.
Die ägyptische Staatszeitung «El Ahram» berichtete dagegen, dass die Polizisten von «Bewaffneten» erschossen worden seien, die nach Ägypten eindringen wollten. Ein ranghoher Vertreter des israelischen Verteidigungsministeriums, Amos Gilad, nannte einen bewussten Angriff auf ägyptische Einheiten unvorstellbar. Dazu sei der Frieden mit dem Nachbarland zu wertvoll, sagte er im Radio.
Israel droht mit Bodenoffensive im Gazastreifen
Bewaffnete Extremisten waren am Donnerstag in den Süden Israels eingedrungen und hatten bei Angriffen auf mehrere Fahrzeuge acht Menschen getötet. Israel machte die Verantwortlichen für die Tat im von der radikalislamischen Hamas kontrollierten Gazastreifen aus und fliegt seit der Anschlagsserie täglich Luftangriffe auf das Palästinensergebiet. Dabei wurden nach palästinensischen Angaben mindestens 14 Menschen getötet und dutzende weitere verletzt. Das israelische Militär drohte auch mit einer Bodenoffensive.
Radikale Palästinenser griffen den Süden Israels unterdessen mit Raketen an. Nach israelischen Angaben schlugen in den vergangenen Tagen rund 30 Geschosse ein. Bei einer Attacke heute Morgen seien nahe der Stadt Aschdod drei illegale Einwanderer aus den Palästinensergebieten verletzt worden.
Angesichts der Gewalt berief die Arabische Liga eine Krisensitzung ein. Auf Antrag der Palästinenser werden sich die Vertreter der 22 Mitgliedstaaten am Sonntag in Kairo mit den «Auswirkungen der gefährlichen Situation» im Gazastreifen befassen, wie der stellvertretende Generalsekretär der Arabischen Liga, Ahmed Ben Helli, mitteilte. Die EU-Aussenbeauftragte Catherine Ashton will am kommenden Wochenende nach Israel und in die Palästinensergebiete reisen, um beide Seiten zur Zurückhaltung zu bewegen.
dapd/ami
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