Handballerin Noelle FreyAbschied mit ein paar Tränen
Der grosse Coup ist nicht geglückt, die Schweiz fährt nicht erstmals an eine EM. Und Noelle Freys Karriere ist definitiv zu Ende.

So richtig realisieren konnte es Noelle Frey noch nicht. «Ja, das ist jetzt wohl mein letztes Spiel gewesen», sagt sie wenige Minuten nach dem Ende des WM-Playoff-Spiels der Schweizer Handballerinnen gegen Tschechien. Und es sind auch ein paar Tränen in den Augen zu sehen. Noch einmal hat die 29-Jährige alles gegeben, war in Abwehr und Angriff ein Eckpfeiler des Teams gewesen. Als Kreisläuferin hat sie vier Tore erzielt, in der Deckung wie gewohnt eine zentrale Position eingenommen. Doch es reicht nicht zum grossen Coup. Nach dem 27:27-Remis in Tschechien konnten die Schweizerinnen reelle Hoffnungen hegen, erstmals an einer WM teilzunehmen. Im Rückspiel in Gümligen spielen die Gegnerinnen jedoch ihre Routine aus, gewinnen 28:22.
Und Noelle Freys Laufbahn ist zu Ende. Im Falle einer WM-Qualifikation wäre sie bis zu den Titelkämpfen im Dezember nochmals für Rotweiss Thun aufgelaufen. Doch dazu kommt es nicht. Die einzige Nationalspielerin, die in einem Berner Verein unter Vertrag stand, tritt ab.
Mehr Zeit für sich
Die gebürtige Aargauerin stammt aus einer Handballerfamilie; ihre jüngere Schwester Lisa ist ebenfalls Nationalspielerin, ihre ältere Schwester Rahel gehörte als Torhüterin ebenfalls der Landesauswahl an. Wer als Frau ihrer Spielerinnengeneration an die Spitze vorstossen und sich dort halten wollte, musste viele Opfer bringen.
Noelle Frey spielte von 2011 bis 2015 für Blomberg-Lippe in der deutschen Bundesliga, kehrte danach in die Schweiz zurück. Und war auch als Nationalspielerin 80 Prozent berufstätig, im Marketing eines grossen Berner Energieversorgers. «Seit dem 15. Altersjahr spielte sich mein Leben fast nur im Job und im Handball ab», sagt sie. «Meine Jahresplanung war von Spielplänen und Trainingslagern mit dem Verein und dem Nationalteam geprägt. Ferien konnte ich nur dann machen, wenn im Handball grad keine Termine anstanden.»
Schon vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie habe sie sich daher Gedanken gemacht, wie lange sie noch spielen wolle. «Und jetzt ist der Moment gekommen, wo ich einfach mehr Zeit für mich haben will», sagt sie. Es kam für sie daher auch nicht infrage, die Karriere bis zum Herbst 2024 auszudehnen, wenn die Schweiz als Co-Gastgeberin der EM sicher erstmals an internationalen Titelkämpfen teilnimmt.
Viele der aktuellen Nationalspielerinnen werden dann noch mit dabei sein und werden sich unter dem dänischen Coach Martin Albertsen weiter entwickeln. Noelle Frey hingegen will erst mal Abstand vom Handball gewinnen, kann sich aber gut vorstellen, später in einer anderen Funktion in dieser Sportart tätig zu werden. «Und durch meine Schwester Lisa bleibe ich ja auch mit dem Nationalteam verbunden», sagt sie.
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