Abgas-Affäre: Schweizer Händler erwägen Klage gegen VW
Mit Kosten in Millionenhöhe rechnen die Schweizer Privat- und Kleinimporteure wegen des Verkaufsstopps durch das Astra. Das wollen sie sich nicht gefallen lassen.

Die Privat- und Kleinimporteure sowie Occasionshändler kritisieren den Bund für sein Vorpreschen in der Abgas-Affäre. Sie rechnen durch den Verkaufsstopp mit Kosten in Millionenhöhe. Der zuständige Verband erwägt darum Klage gegen den VW-Konzern.
Der Verband freier Autohandel (VFAS) rechnet mit etwa 1000 Autos, die bei Schweizer Händlern unimmatrikuliert in den Garagen stehen. Diese Autos können durch den Entzug der Typengenehmigung praktisch nicht mehr verkauft werden, denn sie werden gar nicht mehr zugelassen. Der VFAS beziffert den Schaden, der den Händlern dadurch entsteht, auf «Millionen Franken», wie es in der Mitteilung heisst.
«Dass nun auch Händler des Verbandes der freien Autohändler die Zeche für werkseitige Verfehlungen zahlen sollen, stösst beim VFAS auf Unverständnis», schreibt der VFAS weiter. Der Verband prüft darum «Schadenersatzforderungen gegenüber den Verantwortlichen», heisst es weiter. Gemeint sei in erster Linie der VW-Konzern, sagte der Verbandspräsident Roger Kunz. In einem ersten Schritt will der Verband den effektiven Schaden feststellen und ruft Händler auf, sich zu melden.
Probleme mit der Liquidität
Jeder Autohändler verfüge über ein Fahrzeuglager, sagt Kunz. «Wenn diese Autos nun nicht verkauft werden können, kann der Händler in Liquiditätsprobleme geraten.» Daneben sei auch mit Wertverluste bei den betroffenen Fahrzeugen zu rechnen. Auch dafür müsse VW letztlich haften.
Kritik geht aber auch an die Adresse des Bundesamts für Strassen (ASTRA). «Dass der Bund in dieser Sache vorprescht und nicht koordiniert mit anderen europäischen Zulassungsbehörden vorgeht, erweckt den Eindruck einer Überreaktion», schreibt der VFAS. Angesichts der 1000 direkt betroffenen Fahrzeuge sei der direkte Nutzen der Astra-Verfügung gering, wenn man an die insgesamt 180‘000 betroffenen Fahrzeuge in der Schweiz denke, sagt Kunz.
Kunz hofft, dass das Astra die Verfügung bald wieder aufheben wird. Auf internationaler Ebene rechne man nun damit, dass VW bis zum 8. Oktober Fakten dazu liefere, wie die betroffenen Fahrzeuge nachgebessert werden. «Ich hoffe, dass dies das Astra zum Anlass nimmt, den Verkaufsstopp aufzuheben», sagt Kunz.
Nachbesserungen dürften mindestens ein halbes Jahr beanspruchen
Der VFAS-Präsident rechnet damit, dass es mindestens ein halbes Jahr dauern wird, bis die betroffenen Fahrzeuge in der Schweiz nachgebessert seien. «Und selbst dies ist eine sportliche Vorgabe.» Schliesslich müsse jede der 300 VW-Garagen rund 600 Nachbesserungen vornehmen, wenn man von 180‘000 Fahrzeugen ausgehe.
Der Verband vertritt Klein- und Privatimporteure sowie unabhängige Occasionshändler. Er vertritt also jene Garagisten, die frei sind von jeglicher Konzernorientierung. Der Verband sieht sich damit als «Gegenpol zu den mächtigen Herstellern und Generalimporteuren.»
SDA/rsz
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