Ab geht die Post
Martin Burkhalter über nostalgische Poststellenbesuche im Emmental.
Poststellenschwund im Emmental! Oberburg verliert seine Filiale auf Ende Jahr. Wynigen und etliche andere Dörfer haben den Trennungsschmerz gerade hinter sich. Die Folge: Agenturen spriessen wie Schneeglöckchen aus dem Boden. Die Frage nach dem Service public ist wieder in aller Munde. Man befürchtet, dass etwas unwiederbringlich verloren geht. Ja, Poststellen sind eine emotionale Sache. Sie seien ein Kitt, der eine Gemeinde noch zusammenhalte, heisst es.
Aber Agenturen sind doch auch nicht so schlecht. Plötzlich ist beim örtlichen Metzger mehr los, weil er auch Pakete entgegennimmt. Oder die Leute kaufen im Lebensmittelladen 500 Gramm Hörnli, Tomatensauce, einen Liter Milch ein und geben dann an der Kasse noch hurti ihren Liebesbrief auf. Das ist doch was Schönes.
Und sowieso. Ist diese Poststellensehnsucht nicht eigentlich blosse Nostalgie? Ich war letztens wieder mal in einer – hatte 25 Briefe aufzugeben. Es fing schon gut an. Ich musste nicht einmal eine Nummer ziehen, sondern durfte, wie anno dazumal, noch ganz klassisch Schlange stehen. Als ich dann gefühlt drei Arztromane aus dem Postshop-Regal gelesen hatte, kam ich an die Reihe: «25-mal A-Post bitte.» Ich hatte das Zwanzigernötli und den Fünfliber schon parat.
Dann legte die Dame hinter dem Panzerglas mir 25 Briefmarken hin. Ich war erstaunt, irritiert, ja gar etwas verwirrt. «Nein, ich möchte sie gleich abschicken», sagte ich. «Ja», sagte sie und dann nichts mehr. Als ich dann fragte, ob ich selber, ähm, die Marken... nickte sie. «Ab 20 Briefen machen wir das nicht selber», kam dann die Erklärung. «Aber weil jetzt dann grad nicht mehr so viel zu tun ist, helfe ich Ihnen.» Sie griff nach dem Stapel, und in stiller Übereinkunft klebten wir gemeinsam die Marken auf, lächelten uns am Schluss kurz zu, und beim Hinausgehen dachte ich mir: Doch, doch, so eine Poststelle ist eine feine Sache.
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