Aare: Bis zu 80 Prozent weniger Fische
Die Klimaerwärmung und Mikroverunreinigungen sind schuld, dass in der Aare zwischen Thun und Bern die Fischbestände dramatisch zurückgegangen sind. Das zeigt eine Untersuchung.

Weitere Ursachen für den Rückgang des Fischbestands sind Hindernisse in den Gewässern, die Präsenz von fischfressenden Vögeln wie Graureiher und Kormoran und nicht zuletzt auch die Fischerei. Das teilte der Kanton Bern am Donnerstag mit.
Die Klimaerwärmung setzt den Fischen zu, weil diese zu mehr Winterhochwassern führt und die Jungfische dabei aus den Laichgruben geschwemmt werden. Das gilt vor allem für die Aarezuflüsse. Zudem leiden die Fische - ebenfalls vor allem in den Zuflüssen - unter den gestiegenen Wassertemperaturen.
Sehr problematisch ist die Situation vor allem im Unterlauf der Gürbe, der Rotache und der Zulg, wo maximale Wassertemperaturen von über 25 Grad gemessen wurden. Noch unproblematisch ist die Wassertemperatur in der Aare selbst - obwohl dort die Temperatur in den letzten 30 Jahren um 2,5 Prozent stieg.
Bis zu 80 Prozent weniger Fische
Die Untersuchung geht darauf zurück, dass die kantonale Angelfischerstatistik für die Jahre 1990 bis 2006 einen steten Rückgang der Fische auswies - bei Bachforellen von 80 Prozent. Weil Fische als ausgezeichnete Indikatoren für den Zustand der Umwelt gelten, waren die Behörden durch diese Zahlen alarmiert.
Durchgeführt haben die Untersuchung Personen aus dem kantonalen Fischereiinspektorat, dem Amt für Wasser und Abfall, der Eidgenössischen Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz (Eawag), der Vogelwarte Sempach, Forscher der Universitäten Bern und Lausanne und weitere Partner.
Sie untersuchten die Aare zwischen dem Auslauf des Thunersees bis zum Übergang in den Wohlensee bei Bremgarten bei Bern sowie ihre Zuflüsse. Dies in den Jahren 2009 bis 2012. Ein Hauptaugenmerk galt der Bachforelle.
Eventuell Einschränkungen für Fischer
Die Autoren haben nicht nur Ursachen des Bestandesrückgangs bei den Fischen nachgespürt, sie machen auch Empfehlungen zur Verbesserung der Situation. So raten sie, die Struktur und die Vernetzung der Gewässer zu verbessern.
Lokale Flussaufweitungen wie jene, die vor wenigen Jahren in der Hunzigenau bei Rubigen vorgenommen wurde, trügen bereits erste Früchte, schreibt der Kanton in seiner Mitteilung. Er hofft nun, dass die Renaturierungs- und Hochwasserschutzmassnahmen des Projekts Aarewasser weitere Verbesserungen bringen. Dieses Projekt soll der gesamten Aare zwischen Thun und Bern dort, wo es möglich ist, wieder mehr Raum geben.
Gegen zu warmes Wasser empfehlen die Autoren des Berichts mehr Schatten und dass weniger Wasser aus Kanalisationen in die Aarezuflüsse eingeleitet wird. Die Wasserqualität lässt sich verbessern, indem man die Pestizide und Mikroverunreinigungen reduziert.
Doch auch fischfressende Vögel und Fischer kommen eventuell nicht ungeschoren davon: Die Autoren der Untersuchung empfehlen ein «Management bei den Fangvorschriften» und «eine situative Regulation der Gänsesäger, Graureiher und Kormorane».
Fischer prinzipiell einverstanden
Der Bernisch Kantonale Fischerei-Verband BKFV teilte am Donnerstag mit, er sei grundsätzlich bereit, Einschränkungen zu diskutieren. Die Fischer hätten auch schon das 2007 vom Kanton verhängte Äschen-Fangverbot mitgetragen. Mit dieser Massnahme reagierte der Kanton Bern damals auf Bestandesrückgänge bei diesem Tier.
Bevor der Kanton solche Fangbeschränkungen erlasse, müssten aber alle anderen Vorschläge der Studienautoren umgesetzt werden. Beispielsweise dürfe das Projekt «Aarewasser» nicht den Sparbemühungen des Kantons zum Opfer fallen.
Vortragsreihe in Münsingen
An vier Abenden im November stellen die Autoren des sogenannten Projekts Gewässerzustand Aaretal (GZA) ihre Ergebnisse im Schulhaus Rebacker in Münsingen Interessierten näher vor.
SDA/tan
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