47 Hinrichtungen an einem Tag
Wegen angeblicher terroristischer Aktivitäten hat Saudiarabien 47 Menschen hingerichtet. Wegen einem davon ist der Iran besonders aufgebracht.

Saudiarabien hat nach eigenen Angaben 47 Häftlinge hingerichtet. Exekutiert wurde auch der schiitische Geistliche Scheich Nimr al-Nimr. Dies meldeten die saudische Staatsmedien am Samstag. Das Innenministerium erklärte, die Hingerichteten seien wegen Mitgliedschaft in «terroristischen Organisationen» und der Ausführung «krimineller Verschwörungen» verurteilt worden und hätten einer radikalen Strömung des Islamismus angehört, die in verschiedene al-Qaida-Anschläge in den Jahren 2003 bis 2006 involviert gewesen sei.
Bis auf einen Ägypter und einen Tschader waren alle Saudiaraber. Die Urteile des königlichen Gerichts seien in Riad und zwölf weiteren Städten vollstreckt worden, nachdem alle Berufungsmöglichkeiten ausgeschöpft gewesen seien.
In dem Königreich leben überwiegend sunnitische Muslime, vorherrschend ist die besonders strenge Glaubensform des Wahabismus. Das Land ist als sunnitische Regionalmacht im Dauerkonflikt mit dem schiitisch geführten Iran.
Al-Nimr war die zentrale Figur schiitischer Proteste während des arabischen Frühlings 2011. Die meisten der rund zwei Millionen saudiarabischen Schiiten leben im Osten des Landes. Die schiitische Minderheit klagt seit langem über religiöse und soziale Diskriminierung durch das wahhabitische Herrscherhaus. Der Iran habe laut dem englischen «Guardian» davor gewarnt, Al-Nimr hinzurichten. Saudiarabien werde dafür «einen hohen Preis bezahlen», sagte der iranische Vize-Aussenminister Hossein Amir Abdollahian.
Demokratisierung und Abspaltung gefordert
Der Geistliche galt lange als wichtige Stimme des Protests in Saudiarabien. Er war einer der wenigen öffentlichen Kritiker der Königsfamilien und rief immer wieder zu Pro-Demokratisierungs-Kundgebungen auf. Gemäss «Guardian» habe er es aber stets tunlichst vermieden zu Gewalt aufzurufen. Der saudische Innenminister beschuldigte Al-Nimr hingegen der Kopf hinter Angriffen auf die Polizei zu sein und im Auftrag des Iran zu agieren.
Er hatte während Protesten im Jahr 2011 die Abspaltung der mehrheitlich schiitischen Regionen Katif und Al-Ihsaa im Osten des Landes befürwortet. Vor einem Jahr wurde er wegen Aufwiegelung, Ungehorsams und Waffenbesitzes von einem Sondertribunal zum Tode verurteilt. Ende Oktober wurde das Todesurteil vom Obersten Gerichtshof Saudiarabiens bestätigt.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte das Todesurteil gegen den seit 2012 inhaftierten Al-Nimr kritisiert und als Teil der Bemühungen der saudischen Regierung bezeichnet, abweichende Meinungen zu unterdrücken. Vor seiner Festnahme hatte der Geistliche öffentlich gesagt, das Volk wünsche keine Herrscher, die Protestierende töten oder ungerecht behandeln.
In seinem Prozess beklagte er nach Angaben seines Bruders Ungerechtigkeit gegen die vor allem im Osten des Landes lebenden Schiiten. Die politischen Vorwürfe stritt er demnach nicht ab, betonte aber, er sei nie bewaffnet gewesen und habe nie zu Gewalt aufgerufen.
Ihm wurde auch Einfluss auf die Proteste von Schiiten im nahen Inselstaat Bahrain zugeschrieben. Saudiarabien hatte Soldaten dorthin entsandt, um den Aufstand zu bekämpfen.
2015 die meisten Exekutionen in zwei Jahrzehnten
Die amtliche Nachrichtenagentur SPA veröffentlichte zunächst eine Liste von 30 Namen und kündigte weitere an. Im gerade abgelaufenen Jahr 2015 hatte ultrakonservative Königreich, in dem eine besonders strenge Auslegung des islamischen Rechts der Scharia gilt, mindestens 153 Menschen exekutiert. Es war die höchste Zahl von vollstreckten Todesstrafen in den vergangenen beiden Jahrzehnten.
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