300-jährige Linde wird gefällt
Ein Dorf fällt sein Wahrzeichen: Die 300-jährige Linde an der Kreuzung mitten im Dorf ist krank und ein Risiko. Im Frühling muss sie weichen.
«Der Baum hat uns Zeichen gegeben. Wirklich. Er zieht sich zurück – er stirbt.» Wenn der Gemeindepräsident von der Sommerlinde im Herzen seines Dorfes spricht, klingt es, als rede er von einem alten Freund. Einem Freund, dessen Zeit gekommen ist. Die Linde mit dem geteilten Stamm, sie gehört seit Jahrhunderten zum Ort. Im Frühling sollen die Motorsägen knattern. Und Niederhünigen muss sich von seinem Wahrzeichen verabschieden.
Walter Hostettler – besagter Gemeindepräsident – blickt diesem Moment mit «einem weinenden und einem lachenden Auge» entgegen: Ja, man fälle ein Monument. Aber die Strassenkreuzung unter dem Baum werde dadurch sicherer. Der Baum ist krank. Seit Jahren halten Stahlseile die Baumkrone zusammen, trägt ein Ast den anderen.
Mittlerweile ist die Konstruktion derart wacklig, man könne von Glück sprechen, dass bislang nichts passiert sei, so Hostettler. Gefahr droht besonders im Herbst, wenn nasser Schnee fällt, noch Laub hängt und Stürme am Geäst rütteln. Der Herbst ist um, und Hostettler sagt: «Wir hoffen, die Krone hält noch ein paar Monate.»
Zurück bleiben Legenden
Die Baumfällaktion ist Teil eines Sanierungsprojektes im Niederhüniger Dorfkern. Die Kreuzung, an der die Linde steht, soll übersichtlicher werden. Die Strasse kriegt einen frischen Belag, und neue Leitungen werden eingezogen. Zusätzlich will Niederhünigen den Hochwasserschutz vor Ort auf Vordermann bringen.
Zurück bleiben die Legenden. Wie weit die Geschichte des Baumes zurückreicht, kann im Dorf niemand genau sagen. 300 Jahre, sagen die einen; 500, die anderen. Im Verlauf der Jahrhunderte ging auch die Wahrheit über den zweigeteilten Stamm verloren. Mal hat ein Blitz den Baum gespalten. Mal wuchsen zwei Bäume zusammen zu einem.
Die alte Sommerlinde fällt also im Frühling; als Ersatz will Niederhünigen eine neue pflanzen. «Eine Linde gehört einfach zum Dorf», sagt der Gemeindepräsident.
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