150 Milliarden Profit durch Zwangsarbeit
21 Millionen Menschen weltweit werden sexuell ausgebeutet oder arbeiten unter Zwang – die meisten davon in Asien. Besonders viel Geld machen die Auftraggeber damit in den Industrieländern und der EU.
Sexuelle Ausbeutung und Zwangsarbeit in Privathaushalten und in der Privatwirtschaft bringen den Auftraggebern nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) jedes Jahr 150 Milliarden Dollar ein. Weltweit arbeiten fast 21 Millionen Menschen unter Zwang, 5,5 Millionen von ihnen sind Kinder, wie aus dem heute in Genf veröffentlichten Bericht «Profite und Armut» hervorgeht.
Allein 99 Milliarden Dollar würden durch Zwangsprostitution erwirtschaftet, erklärte die UN-Sonderorganisationen. Weitere neun Milliarden Dollar bringe Zwangsarbeit in der Land- und Forstwirtschaft ein, hinzu kämen acht Milliarden aus Zwangsarbeit in privaten Haushalten. 34 Milliarden Dollar nähmen die Auftraggeber in anderen Wirtschaftszweigen wie der Baubranche, dem verarbeitenden Gewerbe und dem Bergbau ein.90 Prozent aller Zwangsarbeiter werden in der Privatwirtschaft ausgebeutet. Dabei stehen Zwangsarbeit und Menschenhandel oft im Zusammenhang mit der organisierten Kriminalität, wie die ILO erklärte.
Nach den im Jahr 2012 erhobenen Zahlen sind rund 55 Prozent der Betroffenen weiblich. Viele Zwangsarbeiter erhalten überhaupt kein Geld. Sie würden zur Arbeit als Prostituierte gezwungen, seien Opfer von Menschenhandel oder würden wie Sklaven behandelt. Zwangsarbeit sei eine «böse, aber extrem profitable Praxis», erklärte ILO-Chef Guy Ryder. Sie müsse so schnell wie möglich ausgerottet werden.
Ausbreitung in Südosteuropa
Die mit Abstand meisten Zwangsarbeiter gibt es der Organisation zufolge mit rund 11,7 Millionen in der asiatisch-pazifischen Weltregion. 3,7 Millionen weitere Betroffene leben demnach in Afrika, 1,8 Millionen in Lateinamerika und der Karibik. Am höchsten ist die Ausbreitung von Zwangsarbeit jedoch in den nicht zur EU gehörenden Ländern Südosteuropas und der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS): Hier kommen laut ILO 4,2 Opfer auf tausend Einwohner.
In Industrieländern sind demzufolge 1,5 Millionen Betroffene tätig - hier bringe die Zwangsarbeit den Ausbeutern mit 46,9 Milliarden Dollar besonders viel Geld ein. Die Zahl der Menschen, die vom Staat zur Arbeit gezwungen werden, wie beispielsweise Gefängnisinsassen und Soldaten, liegt der ILO zufolge bei rund 2,2 Millionen. Die Zahl nehme zwar weiter ab, dennoch müsse staatlich verordnete Zwangsarbeit in einigen Ländern weiter bekämpft werden.
Konvention gegen Zwangsarbeit nicht ausreichend
Schwerpunktmässig müsse sich die Organisation nun «über die sozioökonomischen Faktoren beugen, die gefährdete Menschen in der Privatwirtschaft in die Zwangsarbeit treiben». Die Untersuchungen der ILO hätten gezeigt, dass Zwangsarbeit vor allem in Branchen und Industriezweigen verbreitet sei, die nicht oder gering qualifizierte Arbeitnehmer beschäftigten. Sozial benachteiligte Familien, die plötzlich in finanzielle Not gerieten, würden sich besonders häufig in die Hände skrupelloser Arbeitgeber begeben.
ILO-Expertin Corinne Vargha erklärte, die geltende Konvention gegen Zwangsarbeit, die aus dem Jahr 1930 und damit noch aus der Kolonialzeit stammt, sei möglicherweise für den Kampf gegen das Problem nicht ausreichend. Ein Protokoll zur Erweiterung der Konvention soll bei der nächsten Generalversammlung der Organisation in Genf diskutiert werden, die am 28. Mai beginnt. Vorgesehen sind in dem Zusatz unter anderem neue Mechanismen zum Schutz vor Zwangsarbeit im Privatsektor sowie Entschädigungen für Betroffene.
AFP/wid
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