Auf Berner WaisenhausplatzDemonstranten protestieren neben Restaurantgästen
Circa 150 Personen demonstrierten gegen die Bedingungen in Asylunterkünften. Die Wirte hatten derweil ihre Aussenbereiche trotzdem offen.
Am Samstag um 14 Uhr versammelten sich geschätzt 150 Personen auf dem Berner Waisenhausplatz, um gegen die «rassistische, sexistische und kapitalistische Migrations- und Asylpolitik» zu protestieren, wie es auf einem Flugblatt hiess. Durch lange Asylprozesse, lange Wartezeiten, Zwangsarbeit, Isolation und den sozialen Ausschluss stünden die betroffenen Menschen unter starkem psychischen Druck, schrieben die Organisatoren weiter.
«Wir werden in den Schweizern Asyllagern unmenschlich behandelt. Wir werden von der Umwelt abgeschnitten und isoliert. Die ORS, die die Zentren oft leitet, interessiert sich nicht für unsere Gesundheit», zitierte das «Megafon», die Zeitung der Berner Reitschule, eine Rede, die von Betroffenen auf dem Waisenhausplatz gehalten wurde, auf Twitter.
Bewilligt, aber nicht kommuniziert
Die Kundgebung war bewilligt und verlief friedlich. Die Polizei war vor Ort, hielt sich aber im Hintergrund. Trotz der Demobewilligung nutzten mehrere Restaurants auch am Samstagnachmittag ihre Aussenbereiche auf dem Waisenhausplatz und bewirteten zahlreiche Gäste. Von einer bewilligten Demonstration hätten sie nichts gewusst, sie seien nicht darüber informiert worden, sagten dazu mehrere Wirte auf Anfrage.

Christa Ammann unterstützte vor Ort bei der Kommunikation mit der Polizei mit. Die Grossrätin der Alternativen Linke (AL) war frustriert, dass die Wirte von der Gewerbepolizei der Stadt nicht informiert worden waren. Und darum der Platz nicht in vollem Umfang zur Verfügung stand. «Das ist ein grober Bock», sagte sie dieser Zeitung. «Wir haben das Gesuch korrekt eingereicht.»
Berns Sicherheitsdirektor Reto Nause entschuldigte sich auf Anfrage für die Kommunikationspanne: «Da ist ein Fehler passiert, das tut mir leid. Die Informationen sind nicht so geflossen, wie sie sollten.» Doch er meinte auch, die Aktion sei für 100 Personen bewilligt gewesen. So viele hätten seiner Meinung nach mit gutem Willen ausreichend Platz gehabt.
Um circa 16.30 Uhr wurde die Demonstration dann beendet. Es kam im Anschluss zu keinem Umzug oder kleineren Nachdemos in der Stadt.
chh/jsp/ngg/mjc
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